Nach mehr als drei Jahrzehnten ist im Neuen Palais in Potsdam ein bedeutender Teil
der preußischen Kunstgeschichte wieder zugänglich: Die Obere Galerie.
Die Wiedereröffnung der Oberen Galerie im Juli 2025
bietet damit nicht nur einen Blick auf das prachtvolle Interieur des 18. Jahrhunderts,
sondern auch auf ein außergewöhnliches Kapitel europäischer Kunstgeschichte.
Friedrich II ließ das Neue Palais ab 1763 als Sommerresidenz und Gästeschloss erbauen. Nach seinem Tod im Jahr 1786 wurde es wenig genutzt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bewohnten nacheinander die drei Preußenkaiser Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II das Palais. Zuletzt diente es Wilhelm II. bis zu seiner Abdankung 1918 als Sommerresidenz.
Unser geführter Rundgang durch das Neue Palais beginnt im Muschelsaal, dessen Wände mit Tausenden von Muscheln, Steinen und Mineralien ausgekleidet sind. Ein besonders prächtiger Saal – Friedrich der Große ließ ihn errichten, um seine Gäste in Staunen zu versetzen.
Weiter geht es durch die Wohn- und Repräsentationsräume des Königs. Wir bewundern Seidentapeten, elegante Möbel, kunstvolle Vasen und eindrucksvollen Stuck. Einzelne Räume zeigen sich in unerwartet privater Atmosphäre, vor allem, wenn sich hinter Tapetentüren kleine elegant verflieste Bade- und Toilettenräumchen verstecken, oder wenn in einem Schlafgemach noch die Original-Klingelleiste zu sehen ist – mit je einer Rufklingel für die Kammerfrau, die Bettfrau, die Ankleidefrau. Die großzügigen Säle, insbesondere der Marmorsaal mit seinem imposanten Fußboden und den hohen Säulen vermitteln eine Atmosphäre von Glanz und Herrschaft.
Der Höhepunkt des Rundgangs erwartet uns in der Oberen Galerie, wo fünf frisch restaurierte Gemälde, darunter zwei von Artemisia Gentileschi, wieder zu sehen sind. Die dramatischen Szenen von Lucretia und Bathseba beeindrucken uns sehr, weil sie Macht und Verletzlichkeit zeigen.
Hier beenden wir den Rundgang durch das Neue Palais, in dessen Sälen und Räumen sich Repräsentation und Kunst Friedrichs des Großen eindrucksvoll verbinden.
Text: Irmtrud Pandza | Foto: Hubert Pandza