Eine Reise in die fiktive Welt der Künstlichen Intelligenz

Digitale Techniken haben längst die zeitgenössische Kunst erreicht:
„Es geht um die Zukunft, um neueste Technologien und Forschung.
Wir wollen Kunst, Wissenschaft und Technologie zusammenbringen“,
sagt Bettina Kames, Direktorin der Berliner Kunstplattform LAS (Light Art Space).

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Immer häufiger lesen und hören wir von Experimenten, in denen künstliche Intelligenz mehr und mehr Dinge des Alltags und zunehmend die zeitgenössische Kunst beeinflusst, unterstützt und steuert.

Eine kleine Gruppe des Freundeskreises taucht ein in die virtuelle Realität eines Films, den der Künstler Ian Cheng in der Halle am Berghain, Berlin, zeigt. Der Künstler lässt die Geschichte im Jahr 2074 beginnen, eine Zeit, in der bewusstseinserweiternde Technologien den menschlichen Verstand steuern.

Der Neuroingenieur Dr. Wong beamt seiner Tochter eine experimentelle KI in das Nervensystem. Er nennt diese künstliche Persönlichkeitstechnologie BOB, Bag of Beliefs (Nebenpersönlichkeiten). Diese KI-Technologie ist darauf ausgelegt, sehr enge Bindungen mit ihrem menschlichen Wirt einzugehen. Alle Verantwortungen für lebenswichtige Entscheidungen übernimmt BOB.

Die Absicht des Vaters ist, seine Tochter gut und sicher durch die Herausforderungen des Heranwachsens zu manövrieren. Unter dem Einfluss der KI, den BOBs, entwickelt die Tochter multiple Identitäten und kann in den Phasen des Erwachsenwerdens allen Konflikten aus dem Weg gehen. Sie bewegt sich immer öfter in einer computergenerierten Wirklichkeit und unterwirft sich der Vorstellung, ihre BOBs hätten Charakter und Geist entwickelt.

Die Zuschauer begleiten die Tochter durch die acht Episoden des Films und sehen dabei, wie sie von Folge zu Folge unfähiger wird in die Realität zu finden, Pläne zu fassen und umzusetzen. Im letzten Teil des Films, nun im Jahr 2084, hat sie den Bezug zur Realität verloren. Der ihr eingepflanzten KI fehlt die emotionale Intelligenz, die nötig ist, um Stresssituationen des Lebens zu meistern.

Am Ende bleibt die Frage, ob es jemals möglich sein wird oder sein soll, menschliche Handlungen und Emotionen von Algorithmen steuern zu lassen.

Text: Irmtrud Pandza
Foto aus dem gezeigten Film