Der Freundeskreis im Kunstquartier Bethanien

Als Theodor Fontane im Revolutionsjahr 1848 als Apotheker nach Berlin kam, vermerkte er in seinen Erinnerungen:
Meine Übersiedlung in meine neue Stellung fand gerade an dem Nachmittag statt,
wo Bürgerwehr und Volk auf dem Köpenicker Felde herumbattaillierten, so dass ich unter Fliegengeknatter meinen Einzug ins Bethanien hielt.
Pastor Schultz führte mich in mein Amt ein: „Das sind nun also die Schwestern, die Du zu regelrechten Pharmazeutinnen heranzubilden haben wirst.
Denn sie sollen, wie vorgeschrieben, ein richtiges Examen machen“.

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Das Central-Diakonissen-Krankenhaus wurde 1847 erbaut. Es sollte 1968 abgerissen werden, blieb aber nach heftigen politischen Kämpfen erhalten und wurde unter Denkmalschutz gestellt. Erst 1970 wurde das Krankenhaus geschlossen. Heute wird es als Künstlerhaus Bethanien GmbH genutzt.

Herr Klaus-Peter Vellguth, Leiter der Lithografiewerkstatt des bbk Berlin GmbH, erläuterte die vielfältige Nutzung des Hauses durch die Künstler, die sich gegen geringe Gebühren tageweise einmieten und arbeiten können.

Die Besucher schlenderten – Herr Vellguth sagte lieber „schlappen“ – durch die Abteilungen Digitale Bildbearbeitung, Radierung, Siebdruck und Steindruck/Lithographie. In jedem Raum erklärte er anschaulich und sehr kenntnisreich die einzelnen Techniken der Herstellung und die dafür erforderlichen Geräte – moderne Maschinen, aber auch eine über 100 Jahre alte Presse.

Als zusätzliche Informationen gab es Berichte über Künstler, die im Künstlerhaus arbeiten und gearbeitet haben. Auf einem Foto sah man den sehr auf sein Werk konzentrierten A. R. Penck. Auch Markus Lüpertz, Elvira Bach und Rainer Fetting haben hier gewirkt. In seiner eigenen Abteilung Steindruck war Herr Vellguth in seinem Element. Er holte Steine, bewässerte und trocknete sie und rollte sie mit Farbe ab, in die er dann Rillen kratzte. So demonstrierte er die Arbeit mit Lithografiesteinen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Herr Vellguth, der durchaus noch Stunden hätte erzählen können. Doch nebenan in den „Drei Schwestern“ warteten schon die Erfrischungen.

 

Text: Dr. Herbert Mandelartz + Irmtrud Pandza | Foto: Hubert Pandza