Hanne Garthe

Lichtbildnerin

16. Juni 2016 – 30. Juli 2016

Eröffnung

16. Juni 2016 - 19:00 Uhr

Grußwort

Ulrich Commerçon, Minister für Bildung und Kultur des Saarlandes

Einführung

Dr. Andreas Bayer, Künstlerischer Leiter, KuBa Saarbrücken

Schülerin von Otto Steinert mit erster Einzelausstellung in Berlin

Die Saarländische Galerie in Berlin zeigt in Kooperation mit der Galerie im KuBa, Saarbrücken, Fotoarbeiten von Hanne Garthe, einer Schülerin von Otto Steinert, einer der prägenden Figuren der deutschen Nachkriegsfotografie. Zu sehen sind Porträts und experimentelle Arbeiten einer Künstlerin, die seit vielen Jahren nicht mehr mit einer Einzelausstellung in der Öffentlichkeit vertreten war.

Hanne Garthe, 1932 in Wuppertal-Elberfeld geboren, studierte von 1952 bis 1956 in der Klasse für Fotografie bei Otto Steinert, dem Begründer der Subjektiven Fotografie, an der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken. Sie gilt als einzige Fotografin aus der Saarbrücker Steinert-Schule, die sich intensiv mit dem Porträt beschäftigte und dies auch erfolgreich zum Beruf machte.

Von 1960 bis 1993 war Hanne Garthe als Porträt- und Theaterfotografin für den Saarländischen Rundfunk, das Saarländische Staatstheater und den Südwestfunk tätig. Die in dieser Zeit entstandenen ausdrucksstarken Bildnisfotografien von prominenten Schauspielern, Künstlern und Musikern, wie Hildegard Knef, Witold Gombrowicz, Erich Fried, Rainer Werner Fassbinder, Franz-Josef Degenhardt und anderen fanden Eingang in wichtige Sammlungen und wurden vielfach publiziert.

Hanne Garthe war als Fotografin lebendiger Bestandteil der Kunstszene des Saarlandes und verfolgte, neben der Porträtfotografie und auftragsgebundenen Arbeiten, auch eigenständige Anliegen als freie Künstlerin.

In den 1970er Jahren setzt sie in einem stark experimentellen Ansatz gezielt die technischen Möglichkeiten des Mediums Fotografie ein und arbeitet mit Verfahren, in denen zwei oder mehrere Negative übereinander geblendet werden. Die Überblendung inszeniert wie keine andere fotografische Technik das Zusammensehen zweier Formen, das Verborgensein einer Form in der anderen und den Übergang von einer Form in die andere. Es entstehen Bilder eines fragmentierten menschlichen Körpers, in denen die Körperteile zu fast abstrakten Formen werden. Die Kompositionselemente des Bildes gewinnen so eine vom menschlichen Körper nahezu unabhängige Eigenständigkeit und können zur Grundlage formaler Experimente mit einem reichen Darstellungsspektrum werden.

Indem Körper und Porträt mit einer zusätzlichen Struktur – Felsformationen oder pflanzlichen Elementen – überblendet werden, erweitert sich das inhaltliche Spektrum: Vergänglichkeit, Verletzlichkeit und Zerbrechlichkeit des Individuums und der menschlichen Existenz werden sichtbar.

Die Fotografien von Hanne Garthe versammeln ein breites Spektrum ihrer künstlerischen Arbeit und entstammen einem umfangreichen Konvolut, das von einem engagierten Sammler nahezu vollständig bei einer Auktion erworben wurde. Die daraus getroffene Auswahl an Exponaten gibt einen spannenden und einzigartigen Einblick in das künstlerisch-fotografische Werk von Hanne Garthe.

Die Ausstellung ist der Auftakt der Kooperation der Saarländischen Galerie-Europäisches Kunstforum, Berlin mit dem Saarbrücker Kulturzentrum am EuroBahnhof. Künftig soll einmal pro Jahr ein gemeinsam konzipiertes Ausstellungsprojekt in Saarbrücken und Berlin realisiert werden.