Kohle I Stahl I Kunst
Fritz Arnold, Fritz Berberich, Walter Bernstein, Monika von Boch, Monika Bugs (Dokumentation Richard Serra), Serge Ecker/ Serge Ecker und Misch Feinen, Ute Gortner, Gerhard Heisler, Johannes Lotz, Thomas Meier-Castel, Mia Münster, Jakob Schug, Jean Schuler, Malgorzata Sztremer, Rolf Viva, Fritz Zolnhofer u.a.
1. September 2025 – 25. Oktober 2025
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Eröffnung
1. September 2025 - 19:00 Uhr
Grußwort
Frank Nägele, Beauftragter der Landesregierung Saarland für den Strukturwandel; Annegret Naßhan, Dienststellenleiterin, Vertretung des Saarlandes beim Bund in Berlin
Einführung
Prof. Dr. Dorothee Haffner, Hochschule für Technik und Wirtschaft, Berlin
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English version below
Wie sind zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler mit dieser Geschichte umgegangen, wie reagieren nachgeborene heute auf diese prägende Vergangenheit? Die Ausstellung gibt einen konzentrierten Einblick in die Vielfalt der Reaktionen.
Bei Fritz Zolnhofer (1896-1965) und Walter Bernstein (1901-1981), den beiden bekannten „Malern der Berg- und Hüttenarbeiter“ findet sich eine gegenständliche Verarbeitung der Eindrücke, die sie in ihrer direkten Umgebung, dem Milieu inmitten der Bergleute, Stahlarbeiter, Gruben und Hütten gesammelt haben. Selten zeigen die Bilder die Menschen allerdings bei der harten Arbeit. Zur Schicht gehende oder heimkehrende Bergleute waren ein beliebtes Motiv, das eher idealisierende Darstellungen erlaubte.
Andere Wege gehen die Künstlerinnen und Künstler der nachfolgenden Generationen. Die abbildende Darstellung weicht häufig indirekten Bezügen, man entdeckt den formal- ästhetischen Reiz der später zum Relikt und Denkmal gewordenen Industriearchitektur.
Für die Otto Steinert-Schülerin Monika von Boch (1915-1993) beispielsweise bildet die Fotografie von einem Stapel Weißbleche in der Dillinger Hütte den Ausgangspunkt für eine Serie von durch Vergrößerung immer abstrakter werdenden Formen. Thomas Meier-Castels Zyklus großformatiger Farbradierungen mit dem Titel „Adieu, Herr von Stumm“ ist anlässlich des Rückbaus der Neunkircher Hütte in den 1980er Jahren entstanden.
Der Fotograf Gerhard Heisler nutzt das Spiel von Schatten und Licht, Dunkelheit und Helligkeit, um Stimmungen und Emotionen unter Tage zu veranschaulichen
Unter den zeitgenössischen Arbeiten finden sich als Reaktionen auf das Thema ebenso surreale Malerei (Malgorzata Sztremer) wie konzeptuelle Installationen und Plastiken (Rolf Viva, Serge Ecker).
Ein Ziel der Ausstellung ist es, zu zeigen, dass die Industriekultur aus Kohle und Stahl als kollektives Gedächtnis mit der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft fortbesteht. Schirmherrin des Projekts ist die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger. Hauptförderer sind die RAG-Stiftung und die Montanstiftung Saar. Das Symposium wird zusätzlich durch die Stiftung Europäische Kunst und Kultur unterstützt.
Mit dem Wissen um die Kraft und Tugenden von Bergleuten und Stahlarbeitern will die Saarländische Galerie auch junge Menschen inspirieren und in Kontakt bringen. Gemeinsam mit ihnen soll diskutiert werden, was man aus der künstlerischen Sicht auf die damalige Industriekultur für den heutigen beschleunigten Wandel in der Informationsgesellschaft lernen kann und was es zu bewahren gilt. Dazu dient das Symposium „Kunst als Katalysator für lebendige Vergangenheit“ unter Beteiligung von Studentinnen und Studenten, zu dem Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik sowie aus der Kunst eingeladen werden.
2025 ist das Jahr der Saarländischen Präsidentschaft im Bundesrat. Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger betont: „Der Bergbau hat unsere Identität und Kultur geprägt, er ist ein wichtiges Fundament unserer saarländischen Identität und Wirtschaft. Dank der Werte und Tugenden der Bergleute haben wir den Strukturwandel vom Steinkohleland hin zu einer modernen Industrieregion mit vielen Industriearbeitsplätzen geschafft. Jetzt, mehr als zehn Jahre nach dem Bergbauende, stecken wir mitten im nächsten großen Strukturwandel. Bei dieser großen Herausforderung macht der Blick in die Vergangenheit Mut: Wir Saarländerinnen und Saarländer haben beim Steinkohlebergbau das Ende einer Jahrhundertbranche gemeistert.“
Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung, sagt: „Die RAG- Stiftung unterstützt impulsgebende Veranstaltungen, die den Erhalt der bergmännischen Kultur und Werte ermöglichen. Mit einem spannenden Format gelingt es der Saarländischen Galerie Berlin in diesem Jahr, das Wissen um die Schaffenskraft und Tugenden der Bergleute für kommende Generationen zu bewahren und junge Menschen dabei explizit miteinzubinden. Darüber hinaus wird die Ausstellung digitalisiert und zum dauerhaften Abruf auf der Internetseite der Galerie bereitgestellt. So funktioniert moderne, zukunftsgerichtete Kulturarbeit.“
Ein besonderer Dank gilt allen institutionellen und privaten Sammlern für ihre großzügige Bereitschaft, die Arbeiten für diese Ausstellung zur Verfügung zu stellen: Institut für aktuelle Kunst, Saarlouis; Ministerium für Bildung und Kultur – Saarland; Städtische Galerie Neunkirchen; Privatsammlungen in Saarbrücken, Grimaucourt und St. Avold.
COAL STEEL ART
This exhibition explores how a region shaped by coal mining and the iron and steel industries has not only dominated people’s working lives, but also the landscape and social structures. How have contemporary artists dealt with this history, and how do younger generations respond to this formative past today? The exhibition provides a concentrated insight into the diversity of responses.
The well-known ‚painters of miners and steelworkers‘, Fritz Zolnhofer (1896–1965) and Walter Bernstein (1901–1981), offer a representational treatment of the impressions they gathered in their immediate surroundings: the world of miners, steelworkers, mines and smelters. However, their pictures rarely depict people engaged in hard labour. Miners going to work or returning home were a popular motif that permitted more idealised portrayals.
Artists of subsequent generations took a different approach. Representational depictions often gave way to indirect references, revealing the formal and aesthetic appeal of industrial architecture which later became relics and monuments.
For example, for Otto Steinert’s student Monika von Boch (1915–1993), a photograph of a stack of tinplate at the Dillinger Hütte steelworks formed the basis of an increasingly abstract series of forms created through enlargement. Thomas Meier-Castel created his cycle of large-format colour etchings, entitled ‚Adieu, Herr von Stumm‘, to mark the dismantling of the Neunkirch ironworks in the 1980s.
Photographer Gerhard Heisler uses the interplay of shadow and light, darkness and brightness, to convey mood and emotion in an underground setting.
Contemporary reactions to the theme include surreal paintings by Malgorzata Sztremer, as well as conceptual installations and sculptures by Rolf Viva and Serge Ecker.
The exhibition aims to demonstrate that the industrial culture of coal and steel lives on in the form of collective memory, despite the transformation of the economy and society. The project is patronised by Saarland’s Minister-President, Anke Rehlinger. The main sponsors are the RAG Foundation and the Montanstiftung Saar. The symposium is also supported by the European Art and Culture Foundation.
Drawing on its understanding of the strengths and virtues of miners and steelworkers, the Saarland Gallery aims to inspire young people and introduce them to this heritage. Discussions will be held with them on what can be learned from an artistic perspective about the industrial culture of that time in relation to today’s accelerated change in the information society, and what needs to be preserved. The purpose of the symposium ‚Art as a catalyst for a living past‘, which will involve students, is to invite representatives from business, science, politics and the arts.
2025 marks Saarland’s presidency of the Bundesrat. Saarland’s Minister-President, Anke Rehlinger, emphasises: ‚Mining has shaped our identity and culture. It is an important foundation of our Saarland identity and economy. Thanks to the values and virtues of the miners, we have successfully transitioned from a coal-mining region to a modern industrial region offering many industrial job opportunities. Now, more than ten years after the end of mining, we are in the midst of the next major structural change. Faced with this significant challenge, reflecting on the past provides us with courage: we Saarlanders have successfully navigated the end of a century-long coal mining industry.“
Bärbel Bergerhoff-Wodopia, a member of the RAG Foundation’s Executive Board, says, ‚The RAG Foundation supports inspiring events that preserve mining culture and values. With its exciting format, the Saarländische Galerie Berlin has succeeded in preserving knowledge about the creativity and virtues of miners for future generations, while also explicitly involving young people in the process. In addition, the exhibition will be digitised and made available for permanent viewing on the gallery’s website. This is how modern, forward-looking cultural work functions.‘
Special thanks go to all institutional and private collectors for their generous willingness to lend works for this exhibition: The Institute for Contemporary Art in Saarlouis, the Ministry of Education and Culture in Saarland, the Municipal Gallery in Neunkirchen, and private collections in Saarbrücken, Grimaucourt and St. Avold.