Kurt Mühlenhaupt

Blind gemalt

24. März 2011 – 8. Mai 2011

Eröffnung

24. März 2011 - 19:00 Uhr

Grußwort

Dr. Christian Hanke, Bezirksbürgermeitser, Mitte

Einführung

Udo Kittelmann, Direktor Nationalgalerie

Die Saarländische Galerie zeigt Bilder, die der Berliner Maler Kurt Mühlenhaupt (1921-2006) in den letzten beiden Jahren seines Lebens malte. Er war zu dieser Zeit fast völlig erblindet. Die »letzten« Bilder sind das zeichnerisch-malerische Vermächtnis eines Lebens, das aus der Not des körperlichen Verfalls die Tugend der künstlerischen Bewältigung machte.

Ein Arzt eröffnete Kurt Mühlenhaupt eines Tages brutal, dass er eine Makuladegeneration habe und blind werden würde. Blind zu werden, bedeutet für einen Maler im fortgeschrittenen Alter eine große Herausforderung. Kurt Mühlenhaupt hat in dieser Situation all seinen Mut, seine Stärke und seine inneren Kraftquellen mobilisiert. Er entwickelte die erstaunliche Fähigkeit, trotz seines verlöschenden Augenlichts weiter malen zu können und seine körperlichen Beeinträchtigungen zu kompensieren. Bis zuletzt hat er nicht an Fabulierlust und Arbeitsfreude eingebüßt und entdeckte immer neue Bewältigungsstrategien für sich.

Zunächst wurden die Formate seiner Bilder immer größer, weil er die großen Figuren besser sehen konnte. Es entstanden große Landschaftsbilder, die die Weite und Einsamkeit Brandenburgs geradezu atmen. Oder aber er mobilisierte andere Sinne, konnte das Gras riechen und die Blumenwiesen. Ein inneres Sehen war an die Stelle des äußeren Sehens getreten. Als er die Farben auf seiner Palette nicht mehr finden konnte, musste seine Assistentin die Pigmente in Katzenfutterdosen anrühren und diese in einer ganz bestimmten Reihenfolge anordnen, so dass er immer wusste, wo er den Pinsel eintauchte. Wenn der Pinsel die Leinwand berührte, spürte er einen kleinen Widerstand und malte los. Das Format des Bildes hatte er offensichtlich genau im Kopf.

Als der Körper immer hinfälliger wurde, hatte Kurt Mühlenhaupt nicht mehr die Kraft für die großen Formate. Aber auch da verlor er seinen Humor nicht. Für die Ausstellung im Berliner Dom, den sein Bauherr mit unzähligen Engeln ausschmücken ließ, malte er eine Serie von »Brandenburger Engeln«, darunter die Damen vom Kirchenchor und seine Nachbarin: »Frau Schmidt hebt ab«. (Hannelore Mühlenhaupt)