Regards sans Limites // Blicke ohne Grenzen // Gazing without Limits: Repenser le paysage / Repenser la nature / Natur neu denken / Re-thinking Nature
Anne-Sophie Costenoble, Patrick Galbats, Florian Glaubitz, Thilo Seidel, Emilie Vialet
21. Januar 2022 – 5. März 2022
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Eröffnung
21. Januar 2022 - 16:00 Uhr
Grußwort
+ + + Eröffnung pandemiebedingt von 16-21 h. Die Zahl der Besucher*innen in den Galerieräumen ist begrenzt. + + + Opening due to pandemic from 4-9 pm. The number of visitors in the gallery space is limited. + + +
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(DE) Fotografie und Natur: das künstlerische Medium und das Motiv stehen seit der Erfindung der Fotografie in enger Verbindung. Nach der Veröffentlichung der Daguerreotypie in Frankreich verbreitete sich das Verfahren schnell in der ganzen Welt. Natur ist seitdem fester Bestandteil des Spektrums fotografischer Motive; sie ist gerade auch in aktuellen künstlerischen Positionen sehr präsent.
Im Blick durch die Kamera auf die Natur wurde immer auch die jeweils zeitgenössische Wahrnehmungskonvention reproduziert. Das Spektrum der durch Fotografie abgebildeten Vorstellungen von Natur reicht von einer durch die Kamera „eroberten“ Natur als überwältigend schöne Wildnis über die Landschaft als Reise-“Protokoll“ und Reise-Ersatz bis zum Verständnis von Natur als einer vom Menschen stark gestalteten und beeinflussten Realität. Bedrohung, Zerstörung und das Verschwinden der Natur spielen in diesen Bildern von Natur eine große Rolle.
„Die Veränderung der Beziehung zwischen Mensch und Natur und die verstärkte Aufmerksamkeit für die Art und Weise, wie wir mit unserer Umwelt umgehen, spiegelt sich im Konzept des Anthropozäns wieder, das den Anbruch einer neuen, vom Menschen geschaffenen geologischen Ära propagiert. Wir sprechen nicht mehr von den Gegensatzpaaren Kultur und Natur oder Mensch und Umwelt, sondern wir sind uns der gegenseitigen Abhängigkeiten bewusst geworden.
Heute leben wir in einer Natur, die sich in einer tiefen Krise befindet. In der Tat, es ist die Menschheit, die in der Krise steckt, und die Natur rebelliert. Brände, Wirbelstürme, Überschwemmungen, mit Plastik verseuchte Meere, Artensterben, schmelzende Gletscher, steigender Meeresspiegel, giftige Böden, steigende Temperaturen, lang anhaltende Trockenperioden, all dies ist die Realität, der wir uns stellen müssen.“ (Paul di Felice im Katalogvorwort)
Regards sans Limites / Blicke ohne Grenzen: Das Stipendium „Regards Sans Limites / Blicke ohne Grenzen“ zur Förderung junger Fotografie in der Großregion (Saarland, Rheinland-Pfalz, Grand-Est/Frankreich, Luxemburg, Belgien) wurde 2010 von dem in Nancy beheimateten Verein „Surface Sensible“ ins Leben gerufen und hat seit seiner Gründung mehr als 10 Partnerinstitutionen zusammengeführt.
Ehemalige Preisträger*innen waren eingeladen, sich für eine Retrospektive zu bewerben. Fünf Künstler*innen wurden ausgewählt, ihren je eigenen fotografischen Blick auf die Natur zu präsentieren.
In Kooperation mit dem Saarländischen Künstlerhaus (Projektpartner: Abbaye de Neumunster, Nouvel Observatoire Photographique du Grand-Est, Künstlerische Leiter: Eric Didym, Kuratorin der Ausstellung im Saarländischen Künstlerhaus: Ingeborg Knigge)
Biografien
Anne-Sophie Costenoble 1967 in Courtrai (Belgien) geboren, lebt und arbeitet in Belgien, www.ascostenoble.be
Anne-Sophie Costenoble erforscht und sammelt gewöhnliche und flüchtige Augenblicke. Ihre sensible und poetische Herangehensweise an die Fotografie gibt dem Zufall und der Suche einen zentralen Platz. Ihre Bilder scheinen uns aus fernen Gegenden zu erreichen und berühren uns mit ihrer oft traumhaften Atmosphäre zwischen Dringlichkeit und Herantasten.
Anne-Sophie Costenobles Fotografien wurden in Belgien ausgestellt, im Musée de la Photographie in Charleroi, aber auch in Frankreich im Rahmen des Festival Routes des Photographes Voyageurs in Bordeaux, während der Transphotographiques in Lille, in Arles sowie in Paris im LE BAL und MEP. Ihre Arbeiten wurden in verschiedenen europäischen Ländern sowie in Mali (Rencontres de Bamako 2007) ausgestellt.
Patrick Galbats 1978 in Luxemburg geboren, lebt und arbeitet in Brüssel und Luxemburg. patrickgalbats.com
Sein Studium an der Kunsthochschule in Brüssel, bekannt unter dem Namen Le Septante-cinq, bringt Patrick Galbats zur Dokumentarfotografie. Nach dem Ende des Studiums kehrt Patrick Galbats als Pressefotograf nach Luxemburg zurück. Parallel arbeitet er im Auftrag von verschiedenen NGOs an Reportagen, die ihn nach Haiti, Äthiopien, auf die Philippinen, nach Kamerun und Bolivien führen.
Sein Interesse an gesellschaftlichen Entwicklungen verfolgt er in zahlreichen Fotoprojekten. Landschaften nehmen im Lauf der Zeit einen immer größeren Raum in seinen Fotografien ein, ohne dass aber sein Hauptfokus auf den Menschen verloren geht.
Florian Glaubitz 1985 in Burg geboren, lebt und arbeitet in Leipzig, florianglaubitz.net
2020 Meisterschüler, Kunsthochschule Mainz (Prof. Andrea Büttner / Prof. Adrian Williams)
2016 Diplom, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (Prof. Heidi Specker)
2013 Listaháskóli Íslands, Reykjavik, Island (Prof. Ólafur Gíslason)
Thilo Seidel 1987 in München geboren, lebt und arbeitet in Amsterdam.
Er studierte an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken, Media Art & Design, Dramaturgie und Dokumentarfilm, ab 2012 Künstlerischen Film und Fotografie bei Prof. Eric Lanz. 2016 schließt er mit dem
Diplom ab. Er ist Mitbegründer und Teil der Künstler-Initiativen ‚Tjurip’ und ‚TMQL!‘ sowie Mitorganisator temporärer Kultur‐ und Ausstellungsprojekte in Saarbrücken. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Robert‐Schuman‐Preis 2018 in Metz.
Emilie Vialet 1980 in Les Ulis (Frankreich) geboren, lebt und arbeitet in Strasbourg (Frankreich). emilievialet.com.
2003 Absolventin der Kunsthochschule Louis Lumière in Rennes. Sie studierte bei Thibaut Cuisset, dessen Assistentin sie nach Abschluss ihrer Ausbildung wurde. Der Hauptschwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit besteht in der Erforschung von Orten, an denen die Natur Schäden durch rücksichtslose Nutzung und Ausbeutung erfahren hat. Sie hat mehrere Fotoserien erstellt, in denen die durch den Menschen bewirkten Veränderungen der Landschaften und Ökosysteme anhand der Flora nachvollziehbar wurden.
(EN) Photography and nature: the artistic medium and the motif have been closely intertwined ever since photography was invented. Following publication in France of the first daguerrotype, the process rapidly spread, worldwide. Ever since, nature has been a fixed feature in the spectrum of photographic motifs; and it is particularly in evidence in contemporary artistic projects.
Nature as viewed through the camera lens always reflects the respective era’s ways of seeing. The broad array of natural motifs in photography ranges from nature as an overwhelmingly beautiful wilderness “captured” by the camera, to landscapes in the form of a travelogue (also for the armchair traveller at home), to an understanding of nature as a reality profoundly informed and influenced by humankind. The destruction of nature plays a major role in such images, as do its disappearance and the threat it itself poses.
“The shift in the relationship between human beings and nature, like the growing attention now being paid to our interactions with our environment, is reflected in the concept of the Anthropocene, which pinpoints the advent of a new man-made geological era. We no longer speak of pairs of opposites such as culture and nature or man and the environment, but have become aware of our dependence on one another.
Today we live in a natural world that is in deep crisis. In fact, it is humanity that is in crisis, and nature is rebelling. Fires, hurricanes, and floods, oceans polluted with plastic, species extinction, melting glaciers, rising sea levels, toxic soils, global warming, prolonged periods of drought: all of this is the reality we have to face up to.” (Paul di Felice)
Regards sans Limites / Blicke ohne Grenzen / Gazing without limits: The scholarship award program “Regards sans Limites / Blicke ohne Grenzen” promotes the work of young photographers in Saarland and Rheinland-Pfalz (Germany), Grand-Est (France), and in Luxembourg and Belgium. Launched in 2010 by the Nancy-based, not-for-profit association Surface Sensible, it has since brought together more than ten partner institutions. Former scholarship holders/ award-winners were invited to apply to participate in this year’s retrospective. The five selected artists were requested to turn their gaze on nature.
Biographies:
Anne-Sophie Costenoble born 1967 in Courtrai (Belgium), lives and works in Belgium, www.ascostenoble.be
Anne-Sophie Costenoble explores and collects ordinary and fleeting moments. Her sensitive and poetic approach to photography gives a central place to chance and search. Her images seem to reach us from faraway places and touch us with their often dreamlike atmosphere between urgency and approach. Anne-Sophie Costenoble’s photographs have been exhibited in Belgium, at the Musée de la Photographie in Charleroi, but also in France as part of the Festival Routes des Photographes Voyageurs in Bordeaux, during the Transphotographiques in Lille, in Arles, and in Paris at LE BAL and MEP. Her work has been exhibited in various European countries as well as in Mali (Rencontres de Bamako 2007).
Patrick Galbats born in 1978 in Luxembourg, lives and works in Brussels and Luxembourg. patrickgalbats.com
His studies at the Brussels School of Art, known as Le Septante-cinq, bring Patrick Galbats to documentary photography. After finishing his studies, Patrick Galbats returns to Luxembourg as a press photographer. At the same time, he works on reportages for various NGOs, which take him to Haiti, Ethiopia, the Philippines, Cameroon and Bolivia. He pursues his interest in social developments in numerous photo projects. Over time, landscapes have taken up an increasingly large space in his photographs, but without losing his main focus on people.
Florian Glaubitz born 1985 in Burg, lives and works in Leipzig, florianglaubitz.net
2020 Master student, Mainz School of Art (Andrea Büttner / Adrian Williams), 2016 Diploma, Academy of Visual Arts Leipzig (Heidi Specker), 2013 Listaháskóli Íslands, Reykjavik, Iceland (Ólafur Gíslason).
Thilo Seidel Born in Munich in 1987, lives and works in Amsterdam.
He studied Media Art & Design, Dramaturgy and Documentary Film at the Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken, from 2012 Artistic Film and Photography with Prof. Eric Lanz. In 2016 he graduated with the Diploma. He is co-founder and part of the artist initiatives ‚Tjurip‘ and ‚TMQL!‘ as well as co-organizer of temporary cultural and exhibition projects in Saarbrücken. His work has received several awards, most recently the 2018 Robert Schuman Prize in Metz.
Emilie Vialet Born in 1980 in Les Ulis (France), lives and works in Strasbourg (France). emilievialet.com.
2003 graduate of the Louis Lumière School of Art in Rennes. She studied with Thibaut Cuisset, whose assistant she became after completing her training. The main focus of her artistic work is the exploration of places where nature has suffered damage from reckless use and exploitation. She has created several series of photographs in which the changes in landscapes and ecosystems caused by man have been traced through the flora.