Didier Scheuren
… denn es geht weiter
20. November 2025 – 19. Dezember 2025
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Eröffnung
20. November 2025 - 19:00 Uhr
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English version below
Die Saarländische Galerie zeigt in Kooperation mit dem Ministerium der deutschsprachigen Gemeinschaft von Ostbelgien Arbeiten/Installationen von Didier Scheuren. Die Ausstellung widmet sich „jenem stillen Übergang, der Schwelle zwischen dem, was war, und dem, was sich erst formt.“
„Manchmal geschieht das Weitergehen leise. Nicht als Schritt nach vorn, nicht als Entschluss, sondern als kaum wahrnehmbares Weiteratmen. Etwas bewegt sich, ohne dass wir es antreiben. In diesem Übergang steht die Stille nicht für Leere, sondern für Fülle. Sie ist kein Rückzug, sondern ein Raum der Wahrnehmung. In ihr dürfen Dinge auftauchen, die sonst vom Geräusch des Alltags übertönt werden: das leise Flimmern eines Gedankens, ein Nachbild, eine Erinnerung, ein kaum fühlbares Ziehen.
Das Innehalten wird zur Geste. Es ist das bewusste Nicht-Tun, das Lauschen, das Offenhalten. Die gezeigten Arbeiten entstehen aus diesem Zustand: aus Momenten der Sammlung, des Nachklangs, aus dem Wiederaufgreifen bereits Geschaffenen. Zeichnungen, Fotografien, Objekte, Installationen – Spuren vergangener Ausstellungen, neu zusammengesetzt, anders gelesen. Wie Fragmente eines Gesprächs, das weitergeführt wird, obwohl niemand genau weiß, wo es begonnen hat.
In diesem Prozess geht es auch um das Aushalten. Darum, Unklarheit und Übergänge nicht vorschnell zu ordnen, sondern sie zu begleiten – sanft, aufmerksam, spielerisch. Es ist ein Sortieren ohne Zwang, ein Möglichmachen ohne Zielvorgabe. Die Materialien werden nicht beherrscht, sondern eingeladen: sich zu zeigen, sich neu zu verbinden, sich gegenseitig Raum
zu geben. So entsteht ein stilles Arrangieren, ein zartes Erkunden, das die Schwere des Müssens ablegt und Platz macht für ein anderes Tempo – das Tempo der Dinge selbst.
„Denn es geht weiter“ – dieser Satz trägt keine Dringlichkeit, kein Ziel, keine Richtung. Er beschreibt einen inneren Prozess. Das Weitergehen geschieht nicht gegen die Stille, sondern aus ihr heraus. Vielleicht ist genau das die eigentliche Bewegung: stehen bleiben, hören, fühlen, was da ist – und darin das Unausweichliche spüren, das uns wieder in Gang bringt.
Denn es geht weiter – nicht weil wir müssen, sondern weil das Leben selbst sich fortsetzt, in uns, mit uns, trotz allem.“ (Didier Scheuren)
Didier Scheuren, geboren 1977, ist ein multidisziplinärer Künstler und Ingenieur. Seine Arbeiten schaffen eine Verbindung zwischen Kunst, Wissenschaft und Alltag. Mit einem ausgeprägten Gespür für die Schnittstelle zwischen kollektiver Erfahrung und Intuition transformiert er alltägliche Momente in poetische Erlebnisse. Als Initiator des „Mandelkern Protokolls“ entwickelt er ein Spektrum an künstlerischen Ausdrucksformen, von filigranen Zeichnungen bis hin zu ortsspezifischen Installationen. Seine Werke laden die Betrachter und Betrachterinnen ein, Schönheit und Bedeutung in scheinbar unbedeutenden Momenten zu entdecken.
… because it goes on
Sometimes, progress happens quietly. It’s not a step forward or a decision; it’s a barely perceptible continuation of breathing. Something moves without us prompting it. It carries us, but we don’t know where.
This exhibition is dedicated to that quiet transition — the threshold between what was and what is just beginning to take shape. Here, silence represents fullness, not emptiness. It is not a retreat, but a space of perception. Things that are otherwise drowned out by the noise of everyday life may emerge here: the quiet flicker of a thought, an afterimage, a memory, a barely perceptible pull.
Pausing becomes a gesture. It is a state of conscious non-doing, of listening and keeping open. The works on display arise from this state, from moments of reflection and echoes of what has already been created. Drawings, photographs, objects and installations — traces of past exhibitions, reassembled and interpreted anew. They are like fragments of a conversation that continues even though no one knows exactly where it began.
This process is also about endurance. Rather than rushing to organise uncertainty and transitions, it is about accompanying them gently, attentively and playfully. It is a form of sorting without coercion, a facilitation without objectives. Rather than controlling the materials, we invite them to reveal themselves, to reconnect and to give each other space. This creates a quiet arrangement and a gentle exploration, shedding the heaviness of obligation.
and makes room for a different tempo: the tempo of things themselves. ‚Because it goes on‘ – this sentence carries no urgency, goal or direction. It describes an inner process. Moving on does not happen in spite of the silence, but because of it. Perhaps that is precisely the real movement: standing still, listening and feeling.
What is there, sensing in it the inevitability that sets us in motion again.
Life goes on, not because we have to, but because it continues in and with us, despite everything.
Didier Scheuren (born 1977) is a multidisciplinary artist and engineer. His work creates a connection between art, science, and everyday life. With his keen sense of the interface between collective experience and intuition, he transforms everyday moments into poetic experiences. As the initiator of the ‚Almond Kernel Protocol‘, he explores a variety of artistic forms, ranging from delicate drawings to site-specific installations. His work invites viewers to discover beauty and meaning in seemingly insignificant moments.




